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"Auch Meister kommen an die Spitze"

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Duale Berufsausbildung keine Einbahnstraße / Ziel: Gleichwertigkeit mit Abitur und Studium

Lübbecke. Für Politik und Wirtschaft hat die duale Ausbildung die gleiche Wertigkeit wie Abitur und Studium. Diese Botschaft ist allerdings noch nicht überall angekommen. Das wurde am Dienstag bei einem Fachgespräch im Berufskolleg Lübbecke deutlich.

Gut zwei Stunden diskutierten heimische Vertreter der Berufsbildung mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Willi Brase (Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgeabschätzung), den SPD-Landtagsabgeordneten Inge Howe und Karl-Heinz Haseloh sowie dem SPD-Landtagskandidat Ernst-Wilhelm Rahe. Dabei zeigte sich, dass Mädchen bei der Berufswahl offenbar immer noch zu geschlechtstypischen Berufen neigen.

Junge Frauen, erzählte Brase, wollten nach wie vor am liebsten Arzthelferin, Friseurin und Fachverkäuferin werden. Bis er ihnen sage, dass in der Industrie mehr Geld zu verdienen sei. Brase: "Wir müssen den Mädchen und ihren Eltern klarmachen, dass es nicht mehr um Muskeln geht, sondern um den Kopf." In diesem Punkt seien Mädchen vielfach "besser als die Jungs". Aber: Statt nur des Verdienstes wegen als ungelernte Produktionshelferin zu arbeiten, sollten sie besser einen Ausbildungsberuf wählen. "Wir freuen uns über jedes Mädchen in einer gewerblich-technischen Ausbildung."

Der Leiter des Berufskollegs Lübbecke, Klaus Schröder, hob die "guten Kontakte" zwischen Schulen, Handwerk und Industrie- und Handelskammer hervor. Es gebe allerdings ein Problem mit einer zu starken Differenzierung von Berufsfamilien wie etwa bei Anlagen- und Werkzeugmechanikern. Die führe zu unterschiedlichen Ausbildungswegen in Handwerk und Industrie. Die Folge: "Immer mehr Betriebe aus der Region verabschieden sich aus der Ausbildung."

Ein "großes Umdenken in der Gesellschaft" sei erforderlich, um die Gleichwertigkeit der dualen Ausbildung mit Abitur und Studium deutlich zu machen. Darauf wies Kreishandwerksmeister Karl Kühn hin. Dies sei politisch gewollt und gegeben. Kühn: "Es ist in vielen Köpfen nur noch nicht angekommen."

Willi Brase unterstützte Kühn, indem er betonte: "Mancher Bachelor ist nicht mehr wert als eine duale Ausbildung." Es sei deshalb falsch, Abitur und Studium höher zu bewerten. Brase: "Auch Meister können ganz nach oben kommen."

Um gezielt dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, der sich besonders in ländlichen Gebieten bemerkbar mache, plädierten Fachleute wie Kühn dafür, dass Handwerker und nicht Lehrer die Nachmittagsstunden in Ganztagsgrundschulen übernehmen sollten: "Dann klappt der Übergang von der Schule in den Beruf besser."

Als positives Beispiel nannte Brase in diesem Zusammenhang Projekte in Kindergärten, die Jungen und Mädchen spielerisch an die MINT-Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik heranführen sollen.

Vieles, gaben die Ausbilder den Politikern abschließend mit auf den Weg, sei aber nur mit einer ausreichenden Zahl an Fachlehrern umsetzbar. "Im Bereich Holz- und Metalltechnik", sagte beispielsweise Gastgeber Schröder, "fehlen die".

Quelle: NW vom 17.02.2010