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Organspende: Ärzte fordern Gesetzes-Reform

Presse

Prof. Jan Gummert und Dr. Uwe Schulz übergeben Petition an den SPD-Bundestagabgeordneten Stefan Schwartze

Bad Oeynhausen. Seit fünf Monaten liegt Sabine M. im Krankenhaus, seit fünf Wochen ist sie in der höchsten Dringlichkeit eingestuft. Sie wartet auf eine Herztransplantation. Wann für sie ein Spenderherz zur Verfügung steht, ist ungewiss.

"Im Schnitt müssen die Patienten 90 Tage auf ein neues Organ warten", sagt Prof. Dr. Jan Gummert, stellvertretender ärztlicher Leiter des Herz- und Diabeteszentrums. Die Situation werde immer untragbarer. Um auf den Mangel an Spenderherzen hinzuweisen und eine Reform der Organspendegesetzes zu bewirken, haben Jan Gummert und Dr. Uwe Schulz, Leiter der Transplantationsstation, gestern eine Petition an den Bundestagsabgeordneten Stefan Schwartze (SPD) übergeben. Schwartze ist Mitglied des Petitionsausschusses des Bundestages und der soll sich nun mit dem Thema befassen.

"Ich möchte bewirken, dass das Thema Organspende fraktionsübergreifend diskutiert wird", sagt Schwartze. Die Idee zu diesem gemeinsamen Vorstoß hatten Schwartze, die Minden-Lübbecker Landtagsabgeordnete Inge Howe und Professor Gummert bereits im Februar. Die Zahl der als hochdringlich eingestuften Patienten sei in den vergangenen zehn Jahren stetig gestiegen, die Zahl der Spenderherzen nimmt ab. "Ende 2009 standen 241 hochdringliche Patienten auf der Warteliste", führt Oberarzt Dr. Uwe Schulz aus. 70 erfolgreiche Herztransplantationen konnten 2009 vorgenommen werden. Mehr Organe standen nicht zur Verfügung.

"Die Warteliste wird immer länger, dabei sind wir mit dieser Zahl das größte Haus in Europa", so Gummert. In der Wartezeit können die Patienten ohne eine intensiv-medizinische Versorgung gar nicht mehr weiterleben. "Ganz zu schweigen von der psychischen Belastung unter der die Patienten stehen. Auf der Transplantationsstation verfügen wir deshalb über zwei Psychologen, die sich um die Patienten kümmern", so Gummert. Aber auffangen können die Psychologen die Belastung nur schwerlich, denn die Wartezeit sei "wie eine monatelange Geiselhaft".

Etwa 80 Prozent der Bevölkerung akzeptierten für sich die Transplantation als Therapie und zeigten Bereitschaft zur Spende. "Aber nur 17 Prozent haben einen Organspenderausweis", fügt Uwe Schulz hinzu. Damit ist Deutschland Schlusslicht in Europa."In Österreich beispielsweise gibt es eine Widerspruchsregelung", so Schulz. Wer nicht bereit ist zur Organspende muss widersprechen. Die Variante favorisiert auch die ärztliche Leitung des Herzzentrums, "aber", so Gummert, "jeder kleinste Veränderung ist eine Verbesserung".

Quelle: NW vom 27.08.2010