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Karriere gegen Gewissen

Frauenpolitik


Quelle: IGMetall.de

Frauen in Führungspositionen kämpfen mit Interessenkonflikten

Minden (mt). Zwei Drittel der berufstätigen Frauen bevorzugen laut einer Studie nach wie vor klassische Frauenberufe. Sie sind Reinigungskraft, Arzthelferin oder Lehrerin. Doch es gibt auch Frauen, die in einer typischen Männerdomäne Fuß fassen.

Drei von ihnen sind die Politikerinnen Lena Strothmann, Inge Howe und Gudrun Kopp. Zum Internationalen Frauentag haben sie mit dem Mindener Tageblatt über ihre persönlichen Erfahrungen gesprochen - und darüber, dass manche Männer sogar Angst vor starken Frauen haben.

"Da Frauen im Allgemeinen wortgewandter sind, glaube ich, dass einige Männer sich rhetorisch bedrängt fühlen", ist sich Inge Howe, SPD-Landtagsabgeordnete für den Kreis Minden-Lübbecke, sicher. Gudrun Kopp sieht das ähnlich: "Aber je stärker die Männer selbst sind, desto mehr schätzen sie starke Frauen."

Die FDP-Bundestagsabgeordnete weiß, wovon sie spricht, schließlich ist sie unter anderem Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und hat jeden Tag mit mächtigen Männern zu tun. Lena Strothmann, CDU-Bundestagsabgeordnete und Präsidentin der Handwerkskammer OWL, glaubt dagegen, dass Angst vor starken Persönlichkeiten nicht männer- oder frauenspezifisch ist. "Das kommt bei beiden Geschlechtern vor und das gibt es in allen gesellschaftlichen Bereichen."

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Alle drei Politikerinnen haben Karriere gemacht. Einfach war das nicht, vor allem aufgrund der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. "Ohne ein gut abgestimmtes Zeitmanagement und entsprechende persönliche Organisation ist das alles nicht zu bewerkstelligen", gibt Lena Strothmann zu. Sie hätte vor allem in der Kinderbetreuung Unterstützung erfahren. "Als Frau hat man immer ein schlechtes Gewissen, das geht mir heute noch so", kennt Inge Howe den ständigen Interessenkonflikt zwischen Kinderkriegen und Karrieremachen.

Als Frau in eine Führungsposition zu gelangen sei nicht immer leicht, aber längst nicht unmöglich, betont Gudrun Kopp. Sie will Frauen ermutigen, sich an Männerberufe heranzuwagen. "Auch, wenn man im Beruf dafür mal harte Seiten aufziehen muss." Den autoritären Führungsstil schreibt Inge Howe grundsätzlich Männern zu. "Doch je höher eine Frau aufsteigt, desto männlicher wird ihr Führungsstil", ist Howes Erfahrung. Da kann ihr die Handwerkspräsidentin nur zustimmen: "Frauen gehen teamorientierter und kommunikativer an Probleme heran, während Männer ergebnisorientierter handeln."

Apropos Führungsstil: Herrscht in der Politik ein anderer Wind, seitdem mit Angela Merkel eine Frau an der Spitze der Bundesregierung steht? Inge Howe hätte sich von Angela Merkel vor allem im Hinblick auf eine Frauenquote ein deutlicheres Zeichen in Richtung Gleichberechtigung gewünscht.

Nach Ansicht von Gudrun Kopp hat die Kanzlerin eines der letzten Tabus gebrochen und für ein anderes Selbstverständnis des Frauenbildes gesorgt. Dass es einen Umschwung gegeben hat, sieht auch Lena Strothmann so: "Das zeigt die Tatsache, dass die Ministerpräsidentinnen von Thüringen und Nordrhein-Westfalen heute selbstverständlich sind und nicht aufgrund ihres Geschlechts, sondern ihrer politischen Arbeit beurteilt werden. "

Beitrag zur MT-Schwerpunktausgabe "100 Jahre Internationaler Frauentag".

MT vom 08.03.2011